300 Menschen setzen nach dem rassistischen Messerangriff ein Zeichen

Knapp 300 Menschen kamen am Abend des 23. Februar 2018 auf dem Heilbronner Marktplatz zusammen, um mit einer Mahnwache gegen rechte Gewalt zu protestieren. Hintergrund war der rassistisch motivierte Angriff eines 70-jährigen Mannes mit einem Messer auf drei Geflüchtete, die sich am 17. Februar 2018 vor der Heilbronner Kilianskirche aufgehalten hatten. Ein 17-Jähriger aus Afghanistan erlitt dabei eine schwere Verletzung und musste mehrere Tage im Krankenhaus behandelt werden. Ein Syrer und ein Iraker wurden leicht verletzt. Dieser Fall hat durch seine Brutalität und aufgrund der zunächst nur wegen gefährlicher Körperverletzung geführten Ermittlungen der Heilbronner Polizei bundesweit Aufsehen erregt. Inzwischen sitzt der mutmaßliche Täter wegen Mordversuchs in Haft. Nachdem Polizei und Staatsanwaltschaft anfangs mitteilten, der Messerstecher habe mit seiner Tat „ein Zeichen gegen die aktuelle Flüchtlingspolitik setzen wollen“, erklärten die Behörden nach anhaltendem öffentlichen Druck, dass es sich um eine Attacke mit rassistischem Hintergrund handelte.

In Redebeiträgen von Josip Juratovic (Bundestagsabgeordneter der SPD Heilbronn), Hans-Jörg Eiding (Pfarrer der Kiliansgemeinde), Marianne Kugler-Wendt (Stadträtin der SPD und Geschäftsführerin von ver.di Heilbronn-Neckar-Franken) und Stefan Reiner (Netzwerk gegen Rechts Heilbronn) wurde noch einmal auf die rassistisch aufgeladene Stimmung im Vorfeld der Tat hingewiesen. Verschiedene Seiten hatten Berichte über eine angebliche offene Drogenszene am Marktplatz dazu genutzt, um Stimmung gegen Geflüchtete zu machen. „Es war eine Katastrophe mit Ansage“, rief Josip Juratovic den Teilnehmerinnen und Teilnehmern entgegen. Die Redner*innen waren sich einig, dass es jetzt dringend notwendig sei, gemeinsam in Heilbronn die Stimme gegen rechte Gewalt und Rassismus zu erheben. So eine Tat dürfe sich nicht wiederholen.

Einige wenige Angehörige der lokalen rechtsextremen Szene standen zeitweise am Rande. Sie trauten sich aber nicht, ihre mitgebrachten Schilder zum Einsatz zu bringen, so dass es zu keinen Störungen kam.
Erst am Ende der Kundgebung teilte uns die Polizei mit, dass es für den Bereich des Marktplatzes eine Bombendrohung gegeben hatte. Die genauen Details der Drohung sind uns nicht bekannt, die Polizei hält sich bisher mit Informationen zurück. Auch in ihren öffentlichen Mitteilungen findet sich dazu nichts. Uns führt das deutlich vor Augen, dass den Rechten jedes Mittel recht ist. Ein Blick auf rechtsextreme Terrorangriffe, bei denen in der Vergangenheit bereits Gebrauch von Sprengsätzen gemacht wurde, zeigt, dass man solche Drohungen ernst nehmen muss. Es soll Angst erzeugt werden. Wir lassen uns davon aber nicht einschüchtern. Unsere Arbeit wird für Nazis und Rassisten weiterhin unbequem bleiben.

Die Mahnwache gegen rechte Gewalt war ein wichtiges erstes Zeichen als Reaktion auf den Messerangriff. Doch damit ist es nicht getan. Es gilt jetzt in Heilbronn ein großes Problem zu lösen und das Problem heißt Rassismus.

Presse zur Kundgebung:

FAZ 22.02.2018 | Rhein-Neckar-Zeitung 23.02.2018 | Heilbronner Stimme 23.02.2018 | Heilbronner Stimme 24.02.2018 | SWR 24.02. 2018 | Rhein-Neckar-Zeitung 26.02.2018 | Interview mit Radio Dreyeckland 26.02.2018

 


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