Am vergangenen Sonntag, den 5. Mai 2013, machte die „Refugees Liberation Bus Tour“ in Heilbronn und der Umgebung Halt. Ziel der Tour ist es, die Öffentlichkeit auf die skandalöse Situation von Flüchtlingen in Deutschland aufmerksam zu machen, die Flüchtlinge zu ermutigen sich zu vernetzen und gegen die Unterdrückung durch Residenzpflicht, Essenspakete und die Unterbringung in Heimen zu wehren.
Das erste Ziel der Tour war das Flüchtlingsheim in Eppingen. Es befindet sich in einem Randgebiet der Stadt, in ihm leben momentan 70 Erwachsene und Kinder unter anderem aus Afghanistan, Russland, Serbien, Montenegro und verschiedenen afrikanischen Ländern. Vor 6 Monaten wurden zusätzliche Container aufgebaut um weitere Flüchtlinge dort unterzubringen.
Gemeinsam mit den AktivistInnen von „The Voice“ wurden die BewohnerInnen dazu angeregt sich im Hof des Heimes zu treffen, sich an einer gemeinsamen Diskussion zu beteiligen und ihre Situation zu schildern. Es wurde schnell deutlich, dass die oft traumatische Flucht nach Europa, die Unterbringung in Mehrbettzimmern in Heimen und abgelaufene Lebensmittel verheerende Auswirkungen auf die physische und psychische Konstitution der Flüchtlinge haben.
Nach einer halben Stunde kam ein Polizeiwagen hinzu, der sich vor dem Heim postierte und auch während dem anschließenden gemeinsamen Essen, Trommeln und Fußball Spielen dort stehen blieb und auch die Weiterfahrt der Tour eine zeit lang begleitete.
Zweiter Anlaufpunkt der Tour war die „staatliche Sammelunterkunft für Asylbewerber“ in der Austraße im Heilbronner Industriegebiet. Diese ist mit 120 Menschen die größte in Heilbronn und komplett von einem hohen Zaun umgeben. Es befinden sich zwei Gebäude auf dem Gelände, eines für Familien und eines für Einzelpersonen. Der Eintritt in das Heim ist für BesucherInnen normalerweise nur möglich, wenn diese ihren Personalausweis beim Wachpersonal an der Pforte abgeben.
Bei unserer Ankunft wurde das Eingangstor von dem diensthabenden Security verschlossen. Er teilte uns mit, dass er bereits über unsere Ankunft informiert worden sei und die Anweisung hätte sofort den Leiter des Heimes hinzuzuziehen. Als dieser eintraf wurde uns der Zutritt ohne Abgabe von Personalien gewährt, jedoch mit der Auflage nicht die Gebäude des Geländes zu betreten. Dies wurde jedoch von den „The Voice“ – AktivistInnen ignoriert. Gemeinsam ging man mit Kamera gezielt in die Gebäude und interviewte die BewohnerInnen, verteilte Flyer und forderte die BewohnerInnen zum Gespräch im Hof auf.
Darauf hin wurde der Heimleiter Herr V. sehr massiv und drohte damit die Polizei zu rufen. Unbeeindruckt wurde die Aktion jedoch fortgesetzt und die Flüchtlinge versammelten sich im Hof zur gemeinsamen Diskussion. Nach einer halben Stunde trafen dann eine Beamtin und ein Beamter der Polizei ein. Der Heimleiter drängte die BeamtInnen dazu die AktivistInnen des Geländes zu verweisen. Diese sahen jedoch nach einem kurzen Gespräch mit den TeilnehmerInnen der Tour hierfür keinen Anlass mehr und zogen wieder von dannen.
Die Aktion wurde fortgesetzt und gemeinsam Parolen wie „No Border no Nation – Stop Deportation“ oder „Hoch die Internationale Solidarität!“ gerufen.
Letzte Station an diesem Tag war das Lager in Obersulm- Willsbach. Dies ist eine völlig heruntergekommene Baracke, die sich direkt neben dem örtlichen Recycling- Platz befindet. In diesem Lager wohnen 40 Bewohner (ausschließlich Männer). Die Bewohner sind dort zu viert in einem Zimmer untergebracht. Jedoch stehen in den meisten Zimmern nur zwei Betten, so dass zwei Personen gezwungen sind auf dem Boden zu schlafen. Die Sanitäranlagen und die Küche befinden sich in einem desolaten Zustand.
Uns wurde berichtet, dass vier der Bewohner seit mehreren Monaten kein „Taschengeld“ mehr bekommen haben. Dies würde ihnen nur gewährt wenn sie ihren Personalausweis abgeben. Die Krux an der Sache: Sie verfügen über keinen Ausweis.
Die Bewohner wurden von den „The Voice“ – AktivistInnen dazu aufgefordert nicht nur zu reden sondern zu handeln. Bei den zuständigen Behörden beispielsweise solange mit einem Schlafsack vor der Tür zu nächtigen bis ihre Forderungen erfüllt werden.
In allen drei Heimen wurden die BewohnerInnen dazu eingeladen ihre Anliegen bei einem „Internationalen Tribunal gegen die Bundesrepublik Deutschland“, das vom 13.-16. Juni in Berlin stattfindet, vor zu bringen.
Wir möchten alle antifaschistischen und antirassistischen Organisationen dazu auffordern sich an der Bustour der Flüchtlinge zu beteiligen.
Zeigt euch solidarisch, schaut wann die Bustour in eurer Nähe ist und nehmt Kontakt zu den AktivistInnen von „The Voice“ auf um die Lager gemeinsam zu besuchen.
Break Isolation!
Heilbronn stellt sich quer – Aktionsbündnis gegen Rassismus und Faschismus, 6. Mai 2013